Kursnummer | 10106 |
Dozent/in |
Prof. Karl-Heinz Pohl
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Datum | Mittwoch, 19.11.2025 19:30–21:00 Uhr |
Gebühr | kostenlos |
Ort |
Villa Ecarius
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China besitzt eine mehrtausendjährige kontinuierliche Kulturgeschichte. Dazu gehören als geistige Traditionen vor allem Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus. Stellt der Konfuzianismus keine Religion im eigentlichen Sinne dar, so hat er doch als Sozialethik eine moralische Funktion. Der Daoismus besitzt zwei Ausprägungen: eine philosophische und eine religiöse, wobei sich beide in gewisser Weise durchdringen. Die daoistische Philosophie lässt sich als moralisch indifferente Naturphilosophie, aber auch als Lebens- bzw. Überlebenskunst verstehen. Aus der Religion des Daoismus hingegen sind nachhaltige Impulse auf hierzulande populäre Langlebigkeits- und Gesundheitspraktiken hervorgegangen. Der Buddhismus schließlich ist eine ursprünglich indische Religion, die im 1. Jh. n. Chr. nach China gelangte. Kulturell gesehen trennten Indien und China Welten. Im Buddhismus haben moralische Überlegungen und Gebote zwar einen wichtigen Platz; jedoch zeigen vor allem die Veränderungen, die er durch seine Rezeption in China erfahren hat, eine Spannbreite, die weltenthobene Mystik und populäre Volksfrömmigkeit umfasst.
Insgesamt gesehen lassen sich die Charakteristika der chinesischen geistigen Traditionen in folgender Weise zusammenfassen: 1. Es gibt keine für wahr gehaltene Glaubensinhalte, stattdessen steht rechtes Handeln (moralische Fragen) im Vordergrund. 2. Nicht das Transzendente ist das „Heilige“, sondern das Alltägliche (Weltliche) und Natürliche (Säkulare). 3. Die verschiedenen Lehren stehen nicht in einem gegenseitigen Verdrängungsverhältnis, sondern ergänzen einander. So wurden die drei Lehren gerne als eine Einheit gesehen; d. h., man hatte keine Probleme, die Ideale des Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus im eigenen Leben zu vereinigen und zu verwirklichen.
Eine Anmeldung ist erforderlich.